An dieser Stelle nun möchten wir ein paar häufig gestellte Fragen beantworten, jenseits des beliebten "Warum Latein?".
Frage: Ist Latein schwierig?
Grundsätzlich ist Latein eine strukturierte und reglementierte Sprache, die wenige Ausnahmen in der Formbildung oder Grammatik kennt. Die ersten beiden Lernjahre sind in der Regel lernintensiv (eventuell auch im Vergleich zu anderen Fremdsprachen). Dies liegt daran, dass moderne Fremdsprachen einen kommunikativen Zugang zur Sprache bieten und erst später mit der etwas schwierigeren Grammatik starten. In Latein ist es eher umgekehrt: anfangs wird ein Grundstock gelegt, sowohl in Grammatik als auch Wortschatz, auf den aber spätestens ab Jahrgang 9 nicht mehr viel hinzukommt. So ist Latein in den späteren Jahren wesentlich "einfacher", da kein neuer Stoff mehr hinzukommt und (im Vergleich zu anderen Fremdsprachen) auch keine Texte oder Klassenarbeiten in der Sprache geschrieben werden müssen.
Frage: Braucht man noch ein (kleines) Latinum?
Das kann man nicht generell beantworten, da das kleine Latinum an einigen Universitäten in so manchem Studiengang eine Voraussetzung ist, an anderen aber nicht. Aus der Erfahrung heraus ist das Nachholen des kleinen Latinums an einer Universität (sog. Fakultätslatinum) binnen weniger Semester oder gar Wochen sehr arbeitsintensiv, wenn nicht gar mühselig.
Frage: Ich habe meinen Lateinunterricht gehasst - soll ich meinem Kind diese Sprache ersparen?
Oft berichten Eltern mit Grauen von ihren eigenen Lateinerfahrungen und raten ihren Kindern, auch entgegen deren Wunsch, von Latein ab. Dazu nur der Hinweis: auch die Didaktik in Latein hat sich weiterentwickelt, wie auch die Lehrwerke. Die Zeiten eines stupiden "Buch-auf-und-übersetzen"-Unterrichtes sind längst vorbei. Die moderne Didaktik orientiert sich zunehmend an den kommunikativen Fremdsprachen und an der Idee eines Kulturfaches.
Frage: Wie sinnvoll ist Wahllatein ab Klasse 8?
Generell ist es immer sinnvoll Latein zu lernen, ob nun als zweite oder als dritte Fremdsprache. Wahllatein ab Klasse 8 allerdings birgt die Gefahr des "Ausprobierens". Das Fach ist hier freiwillig und kann zum Ende jeden Halbjahres abgewählt werden. Der Unterricht findet meist nachmittags statt und ist im Vergleich zum regulären Latein auf zwei Stunden pro Woche gekürzt. Das wiederum bedeutet eine höhere Stoffdichte. So kommt es häufig vor, dass von 30 Schüler*innen, die in Klasse 8 mit Wahllatein begonnen haben, am Ende nur noch Fünf bis zum kleinen Latinum durchhalten.
O. Miller